Corniche des Cévennes, St. Roman de Tousque, Vigan

Auf dem Campingplatz Municipal Pont du Tarn in Florac hisst am Morgen ein Engländer an seinem Vorzelt die Nationalflagge. Es ist WM. Und er Optimist ;-) Rolf ruft zu Hause an. Wir erfahren, dass Deutschland gestern gegen Portugal 4 zu 0 gespielt hat. Erstaunlich! Wir dachten, Portugal wäre ein schwererer Gegner.

Wir gehen zum Waschhaus. Die Duschkabinen sind sauber und ausreichend groß, haben teilweise einen Spiegel und ein Waschbecken. Nach dem Duschen, nachdem ich mich abgetrocknet und wieder angezogen habe, entdecke ich versteckt angebracht mit schräger Bohrung zwei Gucklöcher zur Nachbarkabine. Eines in Hüfthöhe, eines in Brusthöhe. Diese Bohrlöcher in der Trennwand zur Nachbarkabine hätte ich fast übersehen. Das ist der Nachteil, wenn in Frankreich die Waschhäuser für Männer und Frauen gemeinsam sind. Wenn das nach Geschlechtern getrennt ist, habe ich bisher keine Gucklöcher in den Duschanlagen gesehen.

Kurz bevor wir losfahren, suche ich das Klohaus auf. Wieder für Männer und Frauen gemeinsam. Ich gehe in eine geschlossene Kabine. Als ich den Wasserkasten in meinem Rücken betätigen will, erstarre ich vor Verblüffung. An der Rückwand der Klokabine, sozusagen im Rücken des Benutzers, befindet sich ein Fenster zu einem Abstellraum. Wer sich dort im dunklen Abstellraum befindet, kann wunderbar zusehen, was die Camper so in einer Klokabine machen. Oder Fotos machen oder Videos. Unglaublich. Nicht zu fassen. Das ist mir in 25 Jahren Camperleben noch nicht vorgekommen.

Camping Municipal Pont du Tarn in Florac

Dann wunderschöne Fahrt durch die Corniche der Cevennen. Fantastischer Blick und hohe Berge, zum Teil bewaldet und mit schroffen Felsen dazwischen. Viele Motorradfahrer auf der kurvigen Strecke. Auf einer Haltemöglichkeit fotografiere ich fliederfarbige Blumen mit weißen Schmetterlingen.

Table dŽorientation de Saint-Roman-de-Tousque

Schmetterlinge in den Cevennen

Kurvige Straße nach Saint Jean-du-Gard

In Saint Roman de Tousque befindet sich das Restaurant Auberge La Patache. Wir waren vor Jahren schon einmal dort und hatten das nicht vergessen. Damals waren wir die einzigen Gäste und der Wirt hatte einiges von sich und dem Restaurant erzählt. Wir sind aber heute viel zu früh dort, außerdem wissen wir gar nicht, ob das Restaurant überhaupt geöffnet hat. Wir beschließen, erst einmal den Berg über die Serpentinen hinweg und dann hinab zu fahren nach Saint Jean-du-Gard. Eine sehr anspruchsvolle Strecke, Kurve um Kurve, Haarnadelkurven, uns begegnet auch kein anderes Wohnmobil. In St. Jean drehen wir um und fahren nach St. Roman de Tosque zurück.


Viele Kurven, herrliche Aussicht, nichts los

Im Ort Saint Roman de Tousque stellen wir fest, dass das die Auberge La Patache geöffnet hat. Getränke gibt es auf der Terrasse, Essen drinnen. Es erscheint noch ein weiteres Ehepaar. Die Männer erhalten (der Mann am Nachbartisch und Rolf) von der Wirtin die Karte. Die Frauen nicht. Seltsam. Gibt es nur zwei Speisekarten im Restaurant? Die Menues sind ebenfalls seltsam. Vorspeise des Tages, Zwischengang des Tages, Hauptgericht, Fleisch, Geflügel, Fisch (Forelle), dann Käse, dann Nachtisch (Tarte, Creme Vanille, Glas). Wir entscheiden uns für zwei Menues zu 23 Euro und dazu eine halbe Flasche Rosé.

Der Wirt, der auch der Koch ist, nimmt die Bestellung auf. Er erzählt von Freunden und Verwandten in Deutschland. Bei Hamburg und bei Freiburg. Es wird eine Flasche stilles Wasser gebracht, aber keine Wassergläser. Wir gießen das Wasser in die Weingläser und müssen, als der Wein gebracht wird, weitere Gläser für den Wein ordern. Dann gibt es Flan, Tomatenpudding wie Omlette mit Tomaten, dazu eine Tomatensauce, die stark nach Tomatenkonzentration aus der Tube schmeckt. Der Tomatenflan ist aber ganz gut.

Auberge La Patache in Saint Roman de Tousque

Danach wird als Zwischengang eine Art Pudding aus zartem Eischaum mit Flusskrebspürree in einer recht leckeren (Paprika?) Sauce gebracht. Dazu gibt es wunderbares Weißbrot mit knuspriger Kruste.

Zwischengang Eischaum mit Flusskrebspürree

Dann warten wir auf den Hauptgang. Wir haben ein Hühnerbein in Sauce mit grünen Pfefferkörnern mit saisonalem Gemüse bestellt. Nach 15 Minuten wird eine kleine ovale Schale mit gedünsteten Zuccini in leichter Käse-Sahnesauce serviert. Dazu kleine runde Krokettenbällchen. Wir lassen Zuccini und Bällchen erst mal stehen und warten auf das Fleisch. Aber das dauert. Und dauert. Wir kosten schon mal die Zuccini und die Bällchen.

Kartoffelbällchen und warmes Gemüse ist schon da - aber das Fleisch fehlt 35 Minuten ohne Erklärung

Das Fleisch dauert. Nach 25 Minuten kommt der Wirt und reicht mit schwungvoller Grandezza ober ohne Entschuldigung oder Erklärung zwei Hühnerbeine in Pfeffersauce. Die Kartoffelbällchen und die Käse-Zuccinisauce sind inzwischen ziemlich kalt und bin so gut wie satt von dem Brot und der dicken Zuccini-Sahne-Käsesauce. Ich stochere ein wenig in dem Hühnerbein und gebe dann auf. Aber Rolf isst mit Behagen. Wir verzichten jedoch auf die Käseplatte, es gäbe zwei Sorten kleinen runden Ziegenkäse, der eine ist mit Blauschimmel, was ungewöhnlich ist. Der Wirt scheint enttäuscht. Dann bestellen wir Eis zum Nachtisch. Fruchtsorbet, Himbeer und Zitrone. Wir fragen den Wirt, wie lange er schon die Auberge hat. Er sagt, 23 Jahre. Dann haben wir ihn als Person auch tatsächlich in Erinnerung von einer früheren Reise.

Wir fahren weiter über kurvige Straßen in den Cevennen. Schluchten und Täler und kleine Brücken und Mäuerchen. Manchmal sind die Mäuerchen kaputt, dann ist da ein Auto oder Motorrad durchgebrochen. Die kaputten Stellen werden als Mahnmal so gelassen.

Gegen 16.15 Uhr sind wir in Vigan und kaufen im Super U ein. Wasser und Butter und Baguett. Dann fahren wir zum Campingplatz Le Val de l'Arre und suchen uns einen Stellplatz. Gerade als wir das Auto auf Hütchen gestellt, den Strom angeschlossen und die Stühle und die Kissen und den Tisch draußen aufgebaut haben, donnert es. Gewitter, was mit Regen drei Stunden anhält. Zwei Wohnmobile mit Engländern kommen, die wir von einem anderen Campingplatz schon kennen. Neben uns ein Ehepaar aus Holland. Grüßen nicht zurück. Die Engländer auch nicht. Es kommt noch eine große französische Gruppe Motorradfahrer. Senioren ab 65 schätze ich. Sie grüßen freundlich und bauen sich kleine Einmannzelte auf.

Alte Brücke in Le Vigan am Fluß Arre

Schild am Campingplatz


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