Burgund, Propières, Dole

Campingplatz "De La Route Bleue" in Balbigny. Morgens ist es schon sehr warm und fast 30 Grad. Dazu Sonnenschein und blauer Himmel. Rolf sagt, hier gibt es drei Katzen auf dem Campingplatz, Bilder hängen sogar in der Anmeldung am schwarzen Brett. Kurz vor dem Losfahren entdecke ich auf der gegenüberliegenden Seite eine schlanke graue Katze. Ich steige aus dem Wohnmobil aus und gucke sie an. Sie kommt sofort zu mir gelaufen und lässt sich streicheln, wirft sich sogar auf den Bauch und lässt sich Bäuchlein streicheln. Allerdings bekommt sie dann doch Angst und gnabbelt an meinen Fingern.

Graue Campingplatzkatze erlaubte Bäuchlein-Streicheln

Wir fahren gegen 10 Uhr los. Über die N82 nach Perreeux, dort kaufen wir noch mal im Supermarkt Musketiere ein, ein paar Dosen und Marmeladen für zu Hause und zwei Flaschen Rosé und eine Flasche gelben Enzianlikör. Es geht weiter über Cours la Ville, Matour nach Brandon, an Cluny vorbei (leider) und über Cormath, Thournus nach Dole.

In Propiéres (ein kleines Nest an der gelben D10) ist es 12 Uhr und wir entdecken ein kleines Restaurant mit Terrasse im Halbschatten (wichtig bei den Temperaturen). Außerdem ist dort ein Schattenparkplatz an der Straße gegenüber. Wir sind schon vorbei, überlegen es uns aber und kehren um und ein. Wir haben es nicht bereut. Melone mit Schinken als Vorspeise (erfrischend), dann Steak mit buntem Pfeffer in Wein-Sahnesauce und dazu Spinat. Danach Colonel Eis und Brombeer Eis mit Schuss. Dazu eine halbe Flasche Rosé.

Propiéres: Mittag im Halbschatten

Propiéres: Steak in Wein-Sahnesauce mit Spinat

Propiéres: Wirtin macht die Rechnung fertig

Es ist interessant an der Straße zu beobachten, was sich so in diesem Dorf tut. Der Bäcker hat seine Baguettes ausverkauft, es gibt nur noch Weißbrot. Die Frau von der Tankstelle gegenüber schließt pünktlich um 12.30 Uhr ihr Büro und stellt ein Schild „Fermé“ neben die altmodischen Zapfsäulen. Der Koch unseres Restaurants geht erst mal zum Bäcker, um einen auszuschnacken. Seine Frau ist nervös, sie weiß nun nicht, was er als das Tagesmenue vorgesehen hat. Schwer beladene Holzlaster brettern durch das Dorf, als wenn sie einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen wollen. Motorradfahrer aus Deutschland sind konsterniert, weil die Tankstelle geschlossen hat.

Die Landschaft im Burgund ist erst bergig und hügelig, erinnert ein wenig an den Schwarzwald. Dann werden die Hügel immer sanfter und schließlich geht die Landschaft in eine flache Ebene über, auf der viel Korn wächst. Mais und Weizen. Überall weiße Charolais Kühe, die sich gern in den Schatten großer Bäume legen. Überhaupt lassen die Leute hier mehr große Bäume stehen, oft auch direkt in den Feldern. Vermutlich, um ihren Rindern in der Sommerhitze Schatten zu bieten. Einmal entdecken wir halb versteckt am Feldrand einen christianisierten Dolmen. Nur ein kleines Schild macht darauf aufmerksam.

Burgund: Christianisierter Dolmen auf einem Feld

Burgund: Immer mal wieder ein Chateau

In Dole ist auf dem Campingplatz Pasquier gewaltiger Betrieb. Es ist rappelvoll. Wir bekommen einen Platz Nr 70 zugewiesen, auf Tuchfühlung mit freundlichen Holländern. Ist heute Sonnenwendfeier? Wir hören Hupen und Musikgetöse. Das erinnere ich hier aber von früher auch öfter. Der Platz ist Complete. Voll. Späte Ankommer drehen wieder um. Zwei Heißluftballons fahren laut fauchend über uns hinweg. In den Bäumen hängen Mistelkugeln.

Dole im Burgung, Campingplatz Pasquier

Dole: Heißluftballon fährt fauchend über unsere Köpfe hinweg

Dole: Mistelkugeln in den Pappeln auf dem Campingplatz

Abends gibt es public viewing neben der Campingplatz Rezeption. Es gibt Bänke und Tische und Plastik Stühle und nur Bier. Dazu eine größere Leinwand. Es wird das Fußballspiel Ghana gegen Deutschland übertragen. Als wir dort ankommen, steht es noch 0 zu 0. Das überrascht uns. Wir setzen uns mit einem Glas Bier an einen leeren Tisch. Dann ist Halbzeit. Die Zuschauer stehen auf und vertreten sich die Beine. Im französischen Fernsehen läuft Werbung und danach noch 5 Minuten Spielanalyse. Dann kommen die Mannschaften wieder auf den Platz. Es fallen 4 Tore, 2 für Ghana, 2 für Deutschland. Der eingewechselte Klose schießt sofort ein Tor und unterhält das Publikum mit einem Salto. Bravo!

Kloses Salto beeindruckt die Franzosen in Dole

Der deutsche Torwart ist sehr nervös. Hoffentlich geht das gut. Bei den Toren der Ghanesen lauter Beifall von einem einzelnen französischen Zuschauer, der die Marseillaise anstimmt. Sonst von den deutschen Campern Beifall für die eigene Mannschaft. Zu unserem Vergnügen ruft der französische Sprecher wieder und wieder mit großem Vergnügen „Schweinsteigääärrr“. Den Namen hat er sich gemerkt. Jogi Löw sichtlich entnervt und schlechtgelaunt am Spielfeldrand. Aber ein Unentschieden ist besser als eine Niederlage.

Jugendliche werfen auf dem Sportplatz neben dem Campingplatz Knallkörper. Die Gendarmerie fährt Streife. Seltsame Stimmung. Vielleicht gibt es noch ein Feuerwerk. Das haben wir vor Jahren in Dole schon mal erlebt. Nach dem Spiel gehen wir zurück zum Wohnmobil. Drüben im Ort in Dole sind mehrere Sonnenwendparties. Krach und Schlager-Getöse aus zwei Richtungen. Dazu laute Kirchenglocken. Der Schlagerlärm verstummt respektvoll für ein paar Minuten und setzt dann wieder ein. Wir trinken noch ein Glas Grappa mit Wasser verdünnt und lesen auf unseren Readern Krimis. Der Krach hält an bis nach 1 Uhr nachts. Es gibt kein Feuerwerk mehr, leider.

Campingplatz in Dole - Plätzchen am Zaun zum Sportplatz


Übersichtskarte rechts oben aus Wikipedia, Urheber / Autor Eric Gaba – Wikimedia Commons user: Sting.